Fokus in Forschung und Lehre

Kolonialismen
 

Imperialismus – Dekolonisation – Neokolonialismen

Die vielfältigen Erscheinungsformen von neuzeitlichem Kolonialismus im Kontext von Imperialismus und technologischen Fortschritt, hatten und haben für die betroffenen Menschen und deren Kulturen gravierende Auswirkungen. Fremderfahrung auf beiden Seiten ging mit Vorurteilen, systematisch eingesetzten Klischees und stereotypen Vorstellungen einher. Die vielfältigen Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse fanden durch die Dekolonisation ihre Transformierung, aber nicht notwendigerweise ihr Verschwinden. Koloniale Herrschaftsverhältnisse sowie die Rolle von Kolonialbeamten, Missionaren und Forschenden in den Kolonien führten zur Vermittlung neuer Wertmaßstäbe sowie der schrittweisen Einbindung in die Geldökonomie. Ressourcenausbeutung, Abhängigkeiten, Rassismus und Sexismus finden sich aber auch in neokolonialen Formen globaler Beziehungsverhältnisse.



Konfliktforschung und Geopolitik

Krieg –
Frieden –
Geostrategie

Tribalen Konflikten und Kriegen zwischen Klans und Dorfgemeinschaften stehen solche zwischen Staaten sowie Bürgerkriege innerhalb von Staaten gegenüber. Die Ursachenforschung spannt sich von der Beleuchtung angeborener Verhaltensmuster über kulturelle Faktoren zu ökonomischen Rahmenbedingungen von Ressourcenverknappung und Verteilungskonflikten. Auf einer Metaebene spielen geopolitische und geostrategische Ausrichtungen und Strategien für das globale Streben von Großmächten und ambitionierten Politikern um Dominanz eine zentrale Rolle; deren Auswirkungen reichen aber hinab bis zum betroffenen Einzelindividuum. Theorien tribaler Konflikte und vielschichtigen polemologischen Erkenntnissen stehen Konzepte zur Friedenserhaltung, Konfliktlösung und Friedensschaffung gegenüber.

 

 

Populärkulturforschung und visuelle Anthropologie

Historische Populärmedien – Ästhetik/Bildanalyse – Materielle Kultur

Historische Populärmedien ermöglichen die Rekonstruktion der Entstehung von stereotypen Vorstellungen und Klischees über Andere. Neuzeitlicher Kolonialismus und Imperialismus nutzten die zeitgenössischen und erstmals in industriellem Maßstab produzierenden Medienformen für einen Rechtfertigungsdiskurs, der bis heute seine Folgewirkungen zeigt und u.a. Formen von Rassismus schuf und perpetuierte. Einer Ästhetisierung des Exotischen stand und steht die Dämonisierung des und der Fremden gegenüber. Beides hat ihre Wirkung bis in die Gegenwart. Daneben spielt die Haptik der Zeugnisse historischer Populärmedien sowie insgesamt die materielle Kultur eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung des und der Anderen, was seine Auswirkungen u.a. in aktuellen Diskussionen zur Rolle von ethnologischen Museen hat. Mittels Bildanalyse vor dem Hintergrund eines iconic turn/pictorial turn, können historische und rezente Deutungshoheiten kritisch hinterfragt werden.

Ethnohistorie und Globalgeschichte

Historische Anthropologie – Connected Histories – Globalisierung

Die Ethnohistorie Wiener Prägung berücksichtig traditionellerweise besonders schriftliche Quellen, Bildquellen, Oraltraditionen und Realien und versteht sich als Brücke zu den Geschichtswissenschaften. Die Schnittstellen des Faches der Ethnologie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie zur Welt- bzw. Globalgeschichte sind vielfältig und erfordern eine multiperspektivische Annäherung und Gesamtschau unter Anwendung von theoretischen und methodischen Konzepten aller involvierter Fachdisziplinen. Insbesondere Phänomene der Globalisierung können aus sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive nur aus ihren historischen Gestehungsprozessen heraus und in enger Verknüpfung mit Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Zeitgeschichte analysiert und verstanden werden. Insbesondere die Beschäftigung mit Bild- und Textdokumenten steht im Mittelpunkt mehrerer Projekte.